Frau Präsidentin, meine Damen und Herren,
es ist keineswegs eine neue Forderung den Hochschulraum Schleswig-Holstein zu stärken. Und wir haben auch oft genug klar gemacht, dass dieses Ziel aus Sicht der LINKEN nur mit einer Ausfinanzierung der Hochschulen erreicht werden kann. Doch darüber hinaus müssen auch die Bedürfnisse der Studieninteressierten berücksichtigt werden, die nicht in Vollzeit studieren können.
Die individuellen Gründe sind vielfältig. Alleinerziehende Mütter und Väter sind kaum in der Lage die vollen Lehreveranstaltungspläne zu bewältigen. Viele müssen sich neben ihrem Studium ihren Lebensunterhalt verdienen. Auch sie können trotz ihres Willens und organisatorischen Talents kaum einen Studienabschluss erreichen.
Und seine wir einmal ehrlich. Die Situation hat sich seit der Einführung von Bachelor und Master weiter verschärft. Die zunehmend verschulten Strukturen und die Ausrichtung des Studiums auf wirtschaftliche Verwertbarkeit bieten kaum Wahlmöglichkeiten. Im Gegenteil die zeitliche Flexibilität und der Gestaltungsspielraum werden weiter eingeschränkt. Hier liegt das Versäumnis klar bei der Landesregierung. Schon längst hätte man familienfreundliche Strukturen schaffen können. In der letzten Gesetzesnovelle hat die Landesregierung einmal mehr ihre Ignoranz gegenüber individueller Bedürfnisse der Studierenden bewiesen. Es erschien schwarz-gelb wichtiger, die Professorinnen und Professoren durch eine Anwesenheitspflicht an die Leine zu nehmen, als endlich die Möglichkeit für ein Teilzeitstudium zu schaffen.
Die vielfältigen Änderungsanträge der Oppositionsparteien hat Herr de Jager vermutlich nicht einmal gelesen. Ich bin gespannt auf die angekündigte große Novellierung, Herr de Jager, auch wenn mir noch immer daran zweifle, dass diese grundlegende Verbesserungen für die Studierenden mit sich bringt.
Statt mehr Hochschulzugangsberechtigten für ein Studium zu gewinnen, grenzt die Landesregierung weiter aus. DIE LINKE fordert deshalb eine Öffnung der Hochschulen, für einen breiteren Zugang aller Studieninteressierten. Das Absolvieren eines Hochschulstudiums darf nicht an Finanzierungsfragen scheitern und schon gar nicht am familiären Hintergrund. Gesellschaftliche Rahmenbedingungen müssen berücksichtigt werden, nur so kann der Weg für Bildungsgerechtigkeit geebnet werden.
Wenn man sich einmal anschaut, wie viele Akademikerinnen und Akademiker kinderlos sind, dann stellt sich mir die Frage nach dem Grund nicht ernsthaft. Denn ohne entsprechende Strukturen wird es keine Vereinbarkeit von Familie und Studium geben. Aber das dürfte wohl kaum im Interesse von schwarz-gelb liegen. Wer Nachtarbeit verordnen möchte und die Anmietung von Kinosälen für Vorlesungen erwägt, der zeigt, dass weder das know-how, noch der Wille besteht, Grundlagen für gute Hochschulausbildung zu gewährleisten.
DIE LINKE unterstützt deshalb die Forderung des Antrags die Vereinbarkeit von Familie und Studium in den Zielvereinbarungen stärker zu berücksichtigen und entsprechend familienfreundliche Zeiten für Lehrveranstaltungen einzurichten. Auch der Ausbau der Kinderbetreuung für alle Hochschulangehörigen bildet eine LINKE Forderung.
Zum Antrag der GRÜNEN. Der Diversity-Ansatz verfolgt gute Ziele hat aber leider oft einen eigentümlichen Beigeschmack: nämlich, dass die wirtschaftliche Rendite als Begründung herhalten muss. Diversity-Management ist per se kein ethisch-altruistischer Ansatz, wie es im ersten Moment vielleicht erscheint. Für DIE LINKE gilt Bildung als Recht für Alle, unabhängig der wirtschaftlichen Rendite. Ich hoffe, wir können dies noch ausführlich im Ausschuss diskutieren.
Lebenslanges Lernen und wissenschaftliche Weiterbildung dürfen nicht länger vom Familienstatus abhängen oder durch Erwerbstätigkeit eingeschränkt werden. Dafür wird sich DIE LINKE auch in Zukunft einsetzen.
Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit!