Herr Präsident, meine Damen und Herren,
Die drei vorliegenden Berichte führen uns einmal mehr vor Augen, wie unvorbereitet und handlungsunfähig die Landesregierung ist.
Frage 1 lautete: Wie gehen wir eigentlich mit dem Wegfall des Zivildienstes um?
Was wir wissen ist: der Wegfall des Zivildienstes führt bei den Trägern in Schleswig-Holstein zu einem akuten Personalnotstand. Der Bundesfreiwilligendienst kann diesen Notstand nicht kompensieren. Ein paar Beispiele:
Paritätischer Wohlfahrtsverband: 250 Stellen, zwei Bewerbungen
Diakonie: 600 Stellen, zwölf Bewerbungen
Arbeiterwohlfahrt: 140 Stellen, keine Bewerbung.
Freiwilligkeit, Freiwilligendienste und auch das Ehrenamt benötigen Förderung und finanzielle Unterstützung. DIE LINKE wird sich dafür einsetzen, dass die Freiwilligendienste in Schleswig-Holstein langfristig gesichert und ausgebaut werden. Die Landesregierung hat dafür scheinbar keine Vorschläge.
Die 2. Frage, wie reagiert die Landesregierung eigentlich auf die zusätzlichen Studierenden, ist schnell beantwortet: erst mal will die Landesregierung gar nichts machen. Nach Ansicht der Landesregierung sollen die Hochschulen das gefälligst selbst erledigen. Und zwar durch die Anmietung von Räumen und weitere befristete Lehrverträge.
Geld vom Land gibt’s dafür erstmal keins. Eventuell 2013, wenn man nach Meinung der Landesregierung absehen kann, wie viel Geld den Hochschulen gefehlt hat. Herr de Jager, das ist keine Strategie, das ist eine Farce! Die Landesregierung trocknet die Hochschulen finanziell aus!
Und auch die 3. Frage, die des Masterzugangs, ist noch immer nicht beantwortet. Im Gegenteil man postuliert, wie gewohnt, es sei Aufgabe der Hochschulen auf eventuell steigende Nachfragen zu reagieren. Aber ich frage mich, wie sollen die Hochschulen in Anbetracht der strukturellen Unterfinanzierung angemessen reagieren? Es scheint, als wollte die Landesregierung wieder erst tätig werden, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.
Denn schaut man sich die Zahlen im Bericht genauer an, werden die euphorischen Worte der Landesregierung schnell getrübt. Zahlreiche Masterstudiengänge haben eine überproportionale Zahl von Bewerberinnen und Bewerbern im Verhältnis zu den verfügbaren Plätzen. Das wird besonders bei der Fachhochschule Kiel deutlich. Nur einige Beispiele: auf 233 verfügbare Plätze im Bachelor Betriebswirtschaft stehen in den Semestern 2009/2010 und 2010 gerade 37 Masterplätze zur Verfügung, auf die sich 132 Absolventinnen und Absolventen bewerben. Ähnlich sieht es im Bereich soziale Arbeit aus.
Und weil sie ihre Entscheidungen so gern auf Umfragen stützen, möchte ich auch auf eine Studie der CAU aus dem Sommersemester 2010 verweisen. Dort werden Bachelorstudentinnen und –studenten gefragt, ob sie ein Masterstudium an der CAU anschließen möchten. Lediglich 16,2 % antworten dabei mit „NEIN“.
Als häufigster Grund dafür wird die Notenhürde angegeben. Ähnliche Ergebnisse liefert die Studie „Mit dem Bachelor in den Beruf“ (2011): 70% der Studierenden der Universitäten wollen ein Masterstudium direkt anschließen.
Wenn es nach der Landesregierung geht, dann würde nur jeder Zweite einen Masterstudienplatz bekommen. Wir als LINKE lehnen diese Art von Planwirtschaft ab. Das Recht auf ein Masterstudium muss im Hochschulgesetz festgeschrieben werden.
Und ich muss schon sagen, dass die Landesregierung noch immer damit rechnet, dass die Zahlen der Studienanfängerinnen und –anfänger wegen der hohen Inanspruchnahme der Freiwilligendienste „übersichtlich“ sein wird, halte ich für eine riskante Spekulation.
Statt wilden Spekulationen zu folgen, fordert DIE LINKE eine Stärkung der sozialen Dimension in den Hochschulen, jeder muss den höchstmöglichen Abschluss ungehindert der sozialen oder wirtschaftlichen Voraussetzungen erreichen können. Das Masterstudium muss nachfrage- und bedarfsgerecht bereitgestellt werden und zwar OHNE nächtliche Vorlesungen in Kinosälen, OHNE unbezahlte Mehrarbeit und prekäre Beschäftigung des Hochschulpersonals. Und erst recht ohne Studiengebühren!