Schlagwort: Wirtschaft

Verwertungsideologie der ISH-Transferprämie: „Wirtschaftsförderung durch die Hintertür.“

22. April 2010  Pressemitteilungen

Kiel. DIE LINKE kritisiert die einseitige Ausrichtung der von der Innovationsstiftung Schleswig-Holstein ausgeschriebenen ISH-Transferprämie. Die Landesstiftung fördert mit einer Million Euro Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, deren Projekte ausschließlich der praktischen Verwertbarkeit dienen.

„Das Land unterstützt mit diesem Projekt die Abkehr von einer freien und kritischen Wissenschaft und eine Hinwendung zu rein unternehmerisch und wirtschaftlich relevanter Forschung“, sagt Björn Thoroe, wissenschaftspolitischer Sprecher der LINKEN.

Die Hochschullandschaft in Schleswig-Holstein, bestehend aus den anwendungsorientierten Fachhochschulen und den grundlagenorientierten Universitäten, habe sich bewährt und sollte in ihrer Unterschiedlichkeit bestehen bleiben.

„An den Universitäten wird zu Recht auch in solchen Bereichen geforscht, die sich keiner ökonomischen Verwertbarkeit zuführen lassen, die aber eine große gesellschaftliche Bedeutung haben“, so Thoroe weiter. „Dazu gehören Sozialwissenschaften, Sprachen, Kunst und Geschichte, um nur einige zu nennen. Das Geld sollte lieber den Fachhochschul- und Hochschuletats zugute kommen, statt sie in einzelne politisch genehme Projekte zu investieren. Letztlich handelt es sich bei der Prämie um eine Wirtschaftsförderung durch die Hintertür unter dem Deckmantel der Wissenschaftsförderung.“

Gesellschafterstrukturen der Offshore-Windparks

21. April 2010  Anfragen, Im Landtag

Zum Fall Danish Crown: ,,Mittlerweile kommen Unternehmen wegen der irrwitzig niedrigen Löhne nach Deutschland.”

25. März 2010  Pressemitteilungen

Kiel. DIE LINKE bekräftigt ihre Forderung nach der zügigen Einführung eines branchenübergreifenden Mindestlohns von 10 Euro pro Stunde. Beispiele wie die des fleischverarbeitenden dänischen Unternehmens Danish Crown zeigten, dass Deutschland mehr und mehr zu einem Billiglohnland werde. Nach gescheiterten Tarifverhandlungen plant das Unternehmen anscheinend in Dänemark 600 Stellen abzubauen und sie ins benachbarte Ausland zu verlagern.

„So weit sind wir also schon“, sagt Björn Thoroe, wirtschaftspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. „Mittlerweile kommen Unternehmen nicht wegen der hohen Standortqualität, sondern nur noch, weil hier jeder noch so irrwitzig niedrige Lohn möglich ist.“ Jahrzehntelang sei das Lohnniveau in der Bundesrepublik gedrückt und Sozialversicherungsleistungen gekürzt worden. Lohnabschlüsse seien im Bereich des Inflationsausgleiches oder sogar darunter durchgesetzt und eine Entfesselung des Arbeitsmarktes in Kauf genommen worden.

„Nun hat die Wirtschaft das erreicht, was sie immer wollte. Deutschland ist weiterhin Exportweltmeister und inzwischen gleichzeitig Billiglohnland“, so Thoroe. Die Verlagerung der Produktion des Dänischen Schlachterei-Konzerns Danish Crown nach Deutschland sei für DIE LINKE ein letztes Alarmsignal. „DIE LINKE fordert zu Recht gute Löhne für gute Arbeit. Die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands liegt nach wie vor in seinem Wissenspotenzial mit intelligenten nachhaltigen Produkten für das Inland und den Weltmarkt.“

Zur Leiharbeit

17. März 2010  Reden

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!

Schon seit einigen Jahren erodiert in Deutschland das Normalarbeitsverhältnis. Immer weniger Menschen haben gute Arbeitsbedingungen und unbefristete Arbeitsverhältnisse. Immer mehr Unternehmen lagern Arbeitsbereiche aus und kaufen deren Leistungen bei sogenannten Personaldienstleistern zu. Personaldienstleister haben sich seit der Liberalisierung der Leiharbeit durch die erste rot-grüne Bundesregierung ausgebreitet wie eine Grippewelle. Der Druck durch die Hartz-Gesetze, so gut wie jeden Arbeitsplatz annehmen zu müssen, hat Leiharbeit gefördert.

(Beifall bei der LINKEN)

Erst die Agenda 2010 hat prekäre Arbeit im heutigen Maß möglich gemacht. Dass die SPD nun hier ihren Antrag stellt, zeugt von einem schlechten Gewissen. Wir erkennen den guten Willen an. Ich hoffe auch, wenn die SPD in ferner Zukunft mal wieder an die Regierung kommen sollte, dass sie sich an ihren Antrag erinnern wird.

(Beifall bei der LINKEN)

Leiharbeit war in den vergangenen Jahren eine Wachstumsbranche auf dem Arbeitsmarkt. Wachstum ist jedoch kein Selbstzweck, und auch Arbeitsplätze sind kein Selbstzweck. Ein Arbeitsplatz, an dem Menschen schikaniert werden, ein Arbeitsplatz, an dem Menschen so schlecht bezahlt werden, dass sie von ihrem Einkommen nicht am gesellschaftlichen Leben teilhaben können, ein Arbeitsplatz, an dem Menschen bis zu 60 Stunden pro Woche im Schichtdienst arbeiten müssen, Arbeitsplätze, an denen Betriebsratswahlen verhindert werden – solche Arbeitsplätze brauchen wir nicht.

(Beifall bei der LINKEN)

Auftragsspitzen können ebenso gut mit Arbeitszeitkonten aufgefangen werden, die in schlechteren wirtschaftlichen Zeiten wieder abgebaut werden. DIE LINKE will guten Lohn für gute Arbeit. DIE LINKE will existenzsichernde Arbeitsplätze, von denen man leben kann.

(Beifall bei der LINKEN)

Arbeitsplätze unter prekären Bedingungen sind nicht nur in Leiharbeitsverhältnissen weit verbreitet. Viele Unternehmen lagern ihre Beschäftigten in Tochtergesellschaften aus. Dort wird dann ebenso unmenschlich mit ihnen umgegangen. Auch deshalb haben wir unseren Änderungsantrag gestellt.

Zum Schluss möchte ich noch auf ein aktuelles Beispiel für schlechte Arbeit aus Kiel hinweisen; leider wird diesem in der Presse nicht die nötige Beachtung geschenkt. Es handelt sich um prekäre Arbeit im Druckzentrum der „Kieler Nachrichten“ in Wellsee. Dort stellen Firmen der Tabel-Gruppe mit 389 Teilzeitarbeitnehmerinnen und -arbeitnehmern die Produktion und Weiterverarbeitung diverser Zeitungen sicher. Der Stundenlohn beträgt 6,14 €. Hinzu kommt, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zum großen Teil unregelmäßig eingesetzt werden und ihnen keine feste Stundenzahl garantiert ist. Wer auf das Geld angewiesen ist, ist zu Wohlverhalten erpressbar, sonst gibt es keine Schichten. Von dieser Disziplinierungspraxis wird bei der Tabel-Gruppe gern Gebrauch gemacht.

In Reaktion auf die nicht hinnehmbaren Arbeitsbedingungen gab es Bestrebungen, einen Betriebsrat zu gründen. Dieser ist mittlerweile installiert. Noch nicht einmal um mehr Geld ging es in erster Linie, die Beschäftigten wollten schlicht und ergreifend erst einmal menschlich behandelt werden. Das Ergebnis war ein Kündigungsschreiben an alle 389 Beschäftigten. Vorsichtshalber wurden bis zu acht Kündigungen an eine Person geschickt, um zu gewährleisten, dass zumindest eine davon vor dem Arbeitsgericht Bestand hätte. Zudem wurde den Beschäftigten mit einem Strafgeld von 250 € gedroht, sollten sie über ihren Fall öffentlich berichten.

Dieser Fall ist besonders brisant. Die SPD profitiert als Anteilseigner der „Kieler Nachrichten“ direkt von den in Sonntagsreden kritisierten Arbeitsbedingungen. DIE LINKE steht ohne Wenn und Aber an der Seite der Beschäftigten. Das wünschen wir uns auch von der SPD.

(Beifall bei der LINKEN)

„100 zusätzliche Steuerfahnder bedeuten 40 Millionen Euro Mehreinnahmen.”

16. März 2010  Pressemitteilungen

Kiel. DIE LINKE fordert die Einsetzung von 100 zusätzlichen Steuerfahndern in Schleswig-Holstein. Zuvor hatte sie der Landesregierung eine kleine Anfrage gestellt, aus deren Antwort hervorging, dass die derzeit 111 Steuerfahnder in 2009 gut 46 Millionen Euro an Mehreinnahmen erreichen konnten. Eine Verdopplung der eingesetzten Kräfte könne zu künftigen
Einnahmen von 40 Millionen Euro führen. Es sei offensichtlich, dass nur eine Verstärkung der Kontrollmechanismen zu Ergebnissen führe. Gleichzeitig lehnte das Finanzministerium jedoch eine Aufstockung bei der Steuerfahndung ab.

,,In den Bereichen, in denen es um hohe und höchste Beträge geht, ist auf Moral und Rechtsverbundenheit nicht zu zählen“, sagt Björn Thoroe, wirtschaftspolitischer Sprecher der LINKEN. ,,Es ist eine einfache Feststellung: nur mehr Kontrollen führen im Bereich der Steuerfahndung zu mehr Erfolg. Und es ist eine einfache Rechnung. 100 Fahnder mehr bedeuten
Mehreinnahmen von ca. 40 Millionen Euro für Schleswig-Holstein. Warum Finanzminister Wiegard gerade diese Geldquellen nicht erschließen will, ist nicht nachvollziehbar.“

Zum Tourismus im Wattenmeer

26. Februar 2010  Reden

Herr Präsident! Meine Damen und Herren!

Ich selber war in meiner Kindheit öfter an der Westküste am Wattenmeer. Ich war sehr fasziniert von den Wattwürmern, den Prielen und vor allen Dingen von den Gezeiten. Ich möchte, dass alle Kinder die Möglichkeit haben, dieses unglaublich faszinierende Naturschauspiel zu erleben – und dies möglichst noch lange Zeit.

(Beifall bei der LINKEN)

Dass das Wattenmeer nun vor nicht allzu langer Zeit Weltnaturerbe geworden ist, freut uns sehr. Mit dieser Auszeichnung ist vor allen Dingen eine große Verantwortung verbunden. Wir glauben allerdings, dass dies noch nicht alle hier begriffen haben. Wie wäre es sonst möglich, Mittel für FÖJ-Stellen zu kürzen? Ein Großteil der FÖJ-Stellen befindet sich an der Westküste. Die Menschen, die dort arbeiten, helfen mit, das Wattenmeer zu verstehen und zu erhalten.

(Beifall bei der LINKEN und SSW)

Der Hauptteil des Berichts befasst sich mit den Möglichkeiten, das Wattenmeer als Tourismusregion weiter voranzubringen. Vom Prinzip her ist das ein guter Ansatz. Es wird allerdings sehr schnell klar, wer an der Nordsee Urlaub machen darf und wer unerwünscht ist. Erwünscht sind laut dem von Roland Berger erstellten und hier beschlossenen Tourismuskonzept für Schleswig-Holstein sogenannte anspruchsvolle Genießer, Familien mit kleinen Kindern und mittlerem oder hohem Einkommen sowie Bestager. Zum besseren Verständnis: Bestager sind gut betuchte Menschen im Alter zwischen 50 und 70 Jahren. Für sie sollen je nach Wunsch Golfplätze, Hofkultur oder Reitgelegenheiten vorgehalten werden. Eher nicht erwünscht sind die anderen, zum Beispiel Rucksack- oder Fahrradtouristen sowie Familien mit niedrigem Einkommen. DIE LINKE hat ein anderes Verständnis von einem Tourismuskonzept. Wir wollen, dass alle Urlaub am Wattenmeer machen können.

Für Familien mit kleinem Einkommen wäre es zum Beispiel hilfreich, wenn sich die Landesregierung auf Bundesebene dafür einsetzen würde, dass Kuren von den Krankenkassen wieder leichter genehmigt und bezahlt werden.

(Beifall bei der LINKEN)

Für die Region am Wattenmeer mit ihrer gesundheitsfördernden Nordseeluft wäre dies ein großer Gewinn. So könnten auch Familien mit niedrigem Einkommen am faszinierenden Weltnaturerbe Wattenmeer teilhaben.

(Beifall bei der LINKEN)

Außerdem könnten mehr günstige Übernachtungsmöglichkeiten für Schulklassen am Wattenmeer geschaffen werden. Dadurch würde die Teilhabe vieler junger Menschen am Weltnaturrerbe Wattenmeer gefördert. Um das Angebot für Rucksack- und Fahrradtouristen zu verbessern, wäre es gut, wenn mehr Übernachtungsmöglichkeiten für eine Nacht an der Westküste angeboten würden. Diese sind laut dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club in Schleswig-Holstein nicht in ausreichendem Maße vorhanden. Der Nebeneffekt dieser Maßnahme wäre, dass solche meist jüngeren Touristinnen und Touristen langfristig an die Region gebunden würden. Sie würden auch dann noch in der Region am Wattenmeer Urlaub machen, wenn aus Menschen mit kleinem Portemonnaie und großem Gepäck Menschen mit kleinem Gepäck und großem Portemonnaie geworden sind.

(Beifall bei der LINKEN)

DIE LINKE wird sich im Land stark dafür einsetzen, dass das Weltnaturerbe Wattenmeer für alle Menschen, egal ob arm oder reich, zu einer erschwinglichen Urlaubsregion wird, und darauf achten, dass schonender ökologischer Tourismus gefördert wird.

(Beifall bei der LINKEN)

Zur Landwirtschaft

26. Februar 2010  Reden

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!

DIE LINKE bewertet den vorliegenden Antrag der Grünen positiv. Die Forderung, die Entstehung von genossenschaftlichen Modellen in der Landwirtschaft zu fördern, wird von uns unterstützt. So können die Investitionen auf mehrere Schultern verteilt werden, das wirtschaftliche Risiko sinkt für den einzelnen Betrieb.

Wir unterstützen auch die Forderung, Exportsubventionen zu streichen, um Produktion auf Halde nicht auch noch zu fördern. Dies sind sinnvolle, wenn auch kleine Schritte hin zu einem fairen weltweiten Handel mit Agrarprodukten.

Auch die Biolandwirtschaft liegt der LINKEN am Herzen. Artgerechte Haltung von Tieren und eine Landwirtschaft, die auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist, verdient es, gefördert zu werden.

(Beifall bei der LINKEN)

Ergänzend schlagen wir vor, die Entstehung regionaler Wirtschaftskreisläufe als Förderkriterium aufzunehmen.

(Beifall bei der LINKEN)

Wir werden unsere Änderungsvorschläge in die Ausschussberatung einbringen. Ich hoffe, die Landesregierung wird im Sinne des Antrages auf die Neuverhandlungen auf EU-Ebene einwirken.

(Beifall bei der LINKEN)