Schlagwort: Rede

Zur Landwirtschaft

26. Februar 2010  Reden

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!

DIE LINKE bewertet den vorliegenden Antrag der Grünen positiv. Die Forderung, die Entstehung von genossenschaftlichen Modellen in der Landwirtschaft zu fördern, wird von uns unterstützt. So können die Investitionen auf mehrere Schultern verteilt werden, das wirtschaftliche Risiko sinkt für den einzelnen Betrieb.

Wir unterstützen auch die Forderung, Exportsubventionen zu streichen, um Produktion auf Halde nicht auch noch zu fördern. Dies sind sinnvolle, wenn auch kleine Schritte hin zu einem fairen weltweiten Handel mit Agrarprodukten.

Auch die Biolandwirtschaft liegt der LINKEN am Herzen. Artgerechte Haltung von Tieren und eine Landwirtschaft, die auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist, verdient es, gefördert zu werden.

(Beifall bei der LINKEN)

Ergänzend schlagen wir vor, die Entstehung regionaler Wirtschaftskreisläufe als Förderkriterium aufzunehmen.

(Beifall bei der LINKEN)

Wir werden unsere Änderungsvorschläge in die Ausschussberatung einbringen. Ich hoffe, die Landesregierung wird im Sinne des Antrages auf die Neuverhandlungen auf EU-Ebene einwirken.

(Beifall bei der LINKEN)

Zur Resolution für ein friedliches und solidarisches Schleswig-Holstein

25. Februar 2010  Reden

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren.

Zunächst möchte ich sagen, dass ich mich sehr darüber freue, dass dieses Thema heute hier behandelt wird und dass anscheinend eine große Übereinstimmung darüber besteht, dass die Ideologie der Neonazis abgelehnt wird.

Ich möchte ein Weiteres sagen, was vielleicht erklärt, warum wir unseren Antrag aufrechterhalten. Ich war nämlich vor ungefähr zwei Wochen in Dresden. Ich bin übrigens mit einem Juso-Bus hingefahren. Dort waren viele verschiedene Menschen. Dort waren Menschen, die eine Lichterkette gemacht haben, dort waren Menschen, die sich in einem symbolischen Akt um die Altstadt gestellt haben, aber da waren natürlich auch die Menschen, die durch ihre physische Anwesenheit den Neonazi-Aufmarsch verhindert haben und verhindert haben, dass die Neonazis marschieren konnten. Das waren natürlich auch Blockaden.

Wenn ein Unterschied gemacht wird zwischen den Leuten, die auf die Straße gehen, und der Solidarität, die man mit ihnen hat, und wenn zum Beispiel die CDU sagt, Blockaden, das ist nicht das, was wir wollen, so sind wir der Meinung, dass wir allen Demonstrantinnen und Demonstranten, die gegen die Nazis auf die Straße gehen, unsere Solidarität aussprechen sollten.

Es gibt noch einen anderen großen Punkt, der auch ein Dissens zwischen uns ist. Wir wollen ein Bekenntnis dazu, Nazi-Demonstrationen an solchen historischen Orten und zu solchen historischen Zeiten in Zukunft zu verbieten.

(Beifall des Abgeordneten Heinz-Werner Jezewski [DIE LINKE])

Vizepräsidentin Herlich Marie Todsen-Reese:
Herr Abgeordneter, lassen Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abgeordneten Rother zu?

Ja.

Thomas Rother [SPD]: Herr Thoroe, noch einmal zu Ihrer Bemerkung von eben. Halten Sie denn jene, die sich nicht an den Blockaden beteiligen, für die schlechteren Antifaschisten?

– Nein, überhaupt nicht. Ich habe nur die verschiedenen Formen aufgezählt. Ich bin nämlich nicht derjenige, der differenziert. Ich finde, andere differenzieren. Ich habe gesagt: Ich habe großen Respekt vor jenen, die sich um die Altstadt stellen, ich habe großen Respekt vor jenen, die eine Lichterkette machen, aber ich habe auch großen Respekt vor jenen, die sich an Blockaden beteiligen.

(Beifall bei der LINKEN)

Deshalb haben wir unseren Antrag aufrechterhalten.

Der zweite große Punkt ist, wie ich ja schon sagte, das Bekenntnis zu einem Verbot von Neonazi-Demonstrationen an historischen Orten zu historischen Zeiten. Die Resolution der anderen Fraktionen beinhaltet nun einmal ein Bekenntnis zur Durchsetzung von Nazi-Demonstrationen durch die Polizei. Das wollen wir in dem Maße nicht mittragen.

(Johannes Callsen [CDU]: Haben Sie die Resolution gelesen? – Werner Kalinka [CDU]: Das ist ja wirklich ungeheuerlich!)

Wir können uns in Zukunft gern über NPD-Verbote und Verbote solcher Demonstrationen diskutieren, und wir können zum Beispiel auch darüber diskutieren, dass wir Polizistinnen und Polizisten aufrufen, sich zu diesem Zeitpunkt krank zu melden. Dann wäre nämlich diese Demo nicht durchführbar, und Gerichte würden sie verbieten.

(Beifall des Abgeordneten Heinz-Werner Jezewski [DIE LINKE] – Unruhe bei der CDU)

Zur festen Fehmarnbelt-Querung

24. Februar 2010  Reden

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!

Ich bin froh, dass ich meine erste Rede im Landtag von Schleswig-Holstein über die Fehmarnbelt-Querung halte. So kann ich gleich versuchen, durch meine Argumente Schleswig-Holstein vor einer riesengroßen Dummheit zu bewahren – wenn Sie mir denn zuhören.

(Beifall bei der LINKEN – Widerspruch bei CDU, SPD und FDP)

Der Antrag der Grünen geht in die richtige Richtung. Er geht uns allerdings nicht weit genug. Wir wollen die Fehmarnbelt-Querung auch dann nicht, wenn die im Antrag genannten Bedingungen erfüllt werden sollten. Die Fehmarnbelt-Querung ist ein ökonomisch und ökologisch unverantwortbares Großprojekt. Der ökonomische Nutzen der Brücke ist völlig schleierhaft. Die Verkehrsprognosen, die ein Aufkommen von circa 13.000 Fahrzeugen täglich prognostizieren, rechtfertigen es zumindest unter sonst angewandten Maßstäben nicht, Milliarden auszugeben.

Eine Straße wird zum Beispiel erst ab einem Verkehrsaufkommen von 50.000 Fahrzeugen täglich zu einer Autobahn ausgebaut. Hinzu kommt, dass nach der jetzigen Wirtschaftskrise alle alten Prognosen über Verkehrsentwicklungen und Handel für die Tonne produziert worden sind.

(Beifall bei der LINKEN)

Ohne Hinterlandanbindung sind darüber hinaus auch alle Prognosen für den Schienenverkehr für die Katz. Wenn sie denn überhaupt noch kommt, werden die Schienen durch Wohn- und Tourismusgebiete geführt werden. Zusätzlich werden die angrenzenden Kommunen in den finanziellen Ruin getrieben.

Die Antwort auf eine Anfrage des verkehrspolitischen Sprechers der Bundestagsfraktion der LINKEN macht dies deutlich. Die Bundesregierung lehnt es offensichtlich ab, sich an den Kosten des Ausbaus des Schienennetzes mehr als unbedingt nötig zu beteiligen.

(Lars Harms [SSW]: Sie ist schlau!)

Lieber Herr Arp, Sie haben gesagt, es werde Schleswig-Holstein nichts kosten. Wie sollen sich denn die Kommunen in der Region anteilig an den Kosten für mindestens 50 Bahnübergänge beteiligen, die nun ausgebaut werden müssen? Die müssen jetzt alle entweder untertunnelt oder mit einer Brücke versehen werden.

Auch strukturpolitisch stellt die Fehmarnbelt-Querung Schleswig-Holstein vor große Probleme. Sollte die Querung realisiert werden, bekommt die schon jetzt eher strukturschwache Region an der Westküste ein Problem. Sie wäre noch weiter entfernt von den bestehenden Hauptverkehrsadern. Glauben Sie ja nicht, ein solches Mega-Projekt hätte nur Auswirkungen auf die unmittelbare Umgebung. Das wäre ein Trugschluss.

Zudem ist die geplante Fehmarnbelt-Querung unter ökologischen Gesichtspunkten eine Katastrophe. Nicht nur der Bau selbst greift stark in das Ökosystem ein, auch die langfristigen Folgen sind gravierend: Durch die Brückenpfeiler wird der Wasseraustausch zwischen Nord- und Ostsee gestört. Die Brücke wird jedes Jahr zur Todesfalle für Tausende von Zugvögeln werden. Die ohnehin stark bedrohte Schweinswalpopulation wird den Eingriff in ihren Lebensraum wohl kaum überstehen. Die unter der Querung langführende viel befahrene Wasserstraße würde durch die Brückenpfeiler deutlich verengt. Die ökologischen Folgen einer Schiffshaverie sind kaum auszudenken.

Dass die Brücke zum Umweltschutz beitragen wird, ist ein Märchen der Autoindustrie. Wer Emissionswerte von Schiffen vor acht Jahren mit den Werten von Autos der Zukunft vergleicht, der erhält natürlich das gewünschte Ergebnis. Ein Mega-Straßenbauprojekt als Umweltschutz zu verkaufen, so dreist sind nicht viele.

(Beifall bei der LINKEN)

Insgesamt muss es einer zeitgemäßen Verkehrspolitik darum gehen, Verkehr zu vermeiden, statt nur zu kanalisieren. Das Geld für die Fehmarnbelt-Querung wäre viel besser in den Ausbau regionaler Wirtschaftskreisläufe investiert.

(Beifall bei der LINKEN)

So wäre es zum Beispiel viel sinnvoller, Kiel und sein Umland mit dem Bau einer StadtRegionalBahn zu stärken.

(Beifall bei der LINKEN)

Auch in Lübeck wird über ein Stadtbahnprojekt nachgedacht. Wird die Fehmarnbelt-Querung gebaut, so wäre für solche ökologisch und ökonomisch sinnvollen Projekte wohl kein Geld mehr vorhanden. Viele Menschen in der Region haben sich in Bürgerinitiativen organisiert und hoffen, die Fehmarnbelt-Querung noch zu verhindern. Es gäbe noch viele Möglichkeiten, die Querung zu verhindern; sowohl mit politischem Druck als auch juristisch. Der Landtag von Schleswig-Holstein sollte sie dabei unterstützen.

DIE LINKE wird im Ausschuss einen entsprechenden Änderungsantrag einbringen.

(Beifall bei der LINKEN)